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Tadah

Nachhaltigkeit im E-Commerce: Ein Blick hinter die Kulissen.

Das E-Commerce war bis anhin kein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Sind doch die Verpackungen meist aus Plastik, die Retourenquoten hoch und die Lieferketten oft  nicht transparent. Dass ein oder sogar gleich mehrere Schritte in die richtige Richtung aber durchaus machbar sind und nicht nur kosten, sondern sich auch auszahlen, verraten die Gründer und unsere Partner von Stadtlandkind.

Eine Kooperation mit unseren Partnern bei


Die Leute bestellen Kleider im Internet in drei Grössen und vier verschiedenen Farben. Was nicht passt, wird per Retoure dem Online-Händler zurückgeschickt. Die Folge: ein riesiger logistischer Aufwand, zusätzlicher Flug- und LKW-Verkehr und damit grosse Mengen CO2-Emissionen.

Aber es sind nicht per se nur die Retouren, welche die Öko-Bilanz des E-Commerce verschlechtern. Denn wichtig zu wissen ist: Dass Online-Händler 50% der zurückgeschickten Kleidern vernichten, ist ein Ammenmärchen. Untersuchungen der Universtität St. Gallen HSG haben ergeben, dass der Onlinehandel nicht unbedingt klimaschädlicher ist als der stationäre Einzelhandel.

Was vor allem ins Öko-Bilanz-Gewicht fällt: Die Unmengen an Styropor, Luftpolsterfolie und Pappkarton, welche Produkte sicher zu den Konsumenten bringen sollen.

Im E-Commerce ist also noch Luft nach oben, wenn es um nachhaltigere Prozesse geht. Das fanden auch Roberta und Tobias Zingg, Gründer des Swiss Family Concept Stores Stadtlandkind. Sie wollten nicht reden, sondern gleich machen und sind mit ClimatePartner zusammengesessen und haben gemeinsam mit den Profis ein nachhaltiges Konzept für Stadtlandkind ausgearbeitet.

Liebe Roberta, lieber Tobias. Wann und weshalb kam der Zeitpunkt für Stadtlandkind, das Thema Klima und klimaneutrales Wirtschaften anzugehen?
In Teilbereichen beschäftigt uns das Thema seit der Gründung. Wir sind beide in Familien aufgewachsen, in der Umweltschutz immer eine zentrale Rolle gespielt hat. Mit den Kindern diskutieren wir zuhause immer wieder unseren Konsum und die damit verbundene Verantwortung. Aktuell möchten unsere Kinder nur noch wenig Fleisch essen, seit sie sich der Auswirkungen der Nutztierhaltung auf die Umwelt bewusst sind. Es ist also ein Prozess, den wir nicht auf einen genauen Zeitpunkt festlegen können. Eins führt zum anderen und man entwickelt sich und sein Verhalten stetig weiter, überdenkt, entscheidet um.

Gemeinsam mit ClimatePartner habt Ihr die für Euren Betrieb relevanten CO2-Emissionsquellen erfasst und ausgewertet. Haben die Resultate Euch überrascht?
Wir waren vor allem am Anfang vom Analyse-Prozess positiv überrascht. Und zwar wie detailliert die Erhebung der Daten erfolgt und welche Faktoren alle für den CO2-Ausstoss relevant sind. Zudem haben wir im Rahmen dieser Erhebung und Bilanzierung einiges über die Beeinflusser des CO2-Fussabdruckes gelernt. Es ist eine gute Basis um fundierter zu wissen, welches die wirklich relevanten Treiber sind und wo wir neben des CO2-Ausgleiches als Firma und auch privat aktiv zur Reduktion beitragen können. 

Und was haben die Auswertungen bei Euch persönlich ausgelöst?
Wir haben nach der Bilanzierung von Stadtlandkind auch den Fussabdruck der Familie bilanziert und mit Klimaschutzprojekten ausgeglichen.

Die Analyse und die jährliche Aktualisierung Eure Bilanz ermöglicht die Umsetzung und auch Kontrolle aller Massnahmen, wie Ihr die CO2 weiter vermeiden und reduzieren könnt. Wie muss man sich das vorstellen?
Wie erwähnt haben wir durch die detaillierte Erhebung erfahren, welche Faktoren den CO2-Austausch in welchem Ausmass beeinflussen. Beim Thema «Verbrauch» wie zum Beispiel Strom, Wasser, Papier, etc., kann man mit kleinen Umstellungen generell die Nutzung verringern oder mit verschiedenen Digitalisierungs-Massnahmen die Werte reduzieren.

 

Heute versuchen wir Flüge wo immer möglich zu meiden und besuchen maximal einmal pro Jahr die Messen.

 

Auch können alternative, klimafreundlichere Rohstoffe, Materialien und Dienstleistungen bezogen werden, um pro Einheit weniger Emissionen zu verursachen. Hier reden wir beispielsweise von der Umstellung auf Ökostrom. Wir haben in unserer Bilanz gesehen und gelernt, dass das Fliegen ein wesentlicher Treiber ist. Bis vor kurzem gingen wir 2-3 pro Jahr an die internationalen Fashion-Messen in Europa. Heute versuchen wir dies wo immer möglich zu meiden und besuchen maximal einmal pro Jahr die Messen.

Auch möchten wir unseren Mitarbeitenden künftig noch mehr Möglichkeiten für Home Office bieten, um Anfahrtswege zu reduzieren oder zu vermeiden. Es sind kleine Dinge, die aber als Gesamtes einen wichtigen Beitrag leisten. Übrigens arbeiten wird seit Monaten an einem sehr spannenden Projekt zum Thema «Wiederverwertung von Versandkartonagen».

 

Das Wiederverwenden von Produkten ist einer der wesentlichsten Faktoren bei der Reduktion von CO2-Emissionen.

 

Klingt spannend. Könnt Ihr schon mehr dazu verraten?
Noch nicht zu viel, da wir kurz vor der Lancierung des Pilotprojekts schweizweit sind. «Kickbag – for nature» ist ein gemeinsames Projekt mit dem St. Galler Onlineshop Stoff&so, des E-Commerce Dienstleisters MS Direct und der Schweizerischen Post. Der Kickbag ist eine 100fach wiederverwertbare, flexible Versandtasche, die anstelle der Kartonagen für fast alle Produkte eingesetzt werden kann. Wir haben gelernt, dass das Wiederverwenden von Produkten einer der wesentlichsten Faktoren bei der Reduktion von CO2-Emissionen ist.

ClimatePartner

Webinar mit ClimatePartner: Wie wird Klimaschutz zum Verkaufsargument?
Vertreibst Du ein oder mehrere Produkte und möchtest wissen, wie Du klimaneutraler wirtschaften kannst? Sven Berther von ClimatePartner gibt Tipps, wie man nachhaltiger wirtschaftet. Hier anmelden.

Ihr seid nicht nur ein klimaneutrales Unternehmen, Ihr habt auch eine klimaneutrale Webseite. Was zeichnet eine solche denn aus?
Eine Website ist gemäss Definition dann klimaneutral, wenn die durch die Nutzung des Internets global entstandenen CO2-Emissionen, in erster Linie aufgrund des Stromverbrauchs durch Server, Datenübertragung sowie die Endgeräte der Nutzer, bilanziert und kompensiert wurden.

Aufbauend auf den Angaben zu den monatlichen Seitenaufrufen hat ClimatePartner die verursachten CO2-Emissionen unserer Website ermittelt und wiederum über ein Klimaschutzprojekt – in unserem Fall das Projekt «Meeresschutz/Plastic Bank weltweit» mit dem Ziel die Plastikflut in den Meeren aufzuhalten - ausgeglichen.

Verantwortungsbewusstes Einkaufen – ein Kredo, wofür Ihr steht. Hand aufs Herz: Wie viele Teile pro Kind hängen in Euren Schränken?
Nicht so viele, wie man denken würde, wenn man wie wir an der Quelle sitzt. Die Zwillinge tragen vielfach die Kleider des grossen Bruders nach und wenn sie danach noch ganz sind, wandern alle Kleider weiter zu Kidis.ch – wo sie als Secondhand-Stücke günstig erworben werden können.

Wir fördern diesen Kreislauf im Fashion-Bereich. Wenn man Kleider von Labels aus unserem Sortiment an Kidis.ch einschickt, kann man sich den Betrag sofort in Stadtlandkind Gutscheinen auszahlen lassen oder den Betrag spenden. Auch bei Kinderkleidern zahlt sich Qualität statt Quantität eindeutig aus.

Ihr unterstützt die Hilfsorganisation Save the Children. Dies nicht nur in Sierra Leone und Bangladesch, sondern auch in der Schweiz. Hier geht es um die Unterbringung und Betreuung von Kindern im Asylbereich. Wie wichtig ist es Euch, dass wir auch hier in der reichen Schweiz da hinsehen, wo es allenfalls weh tut?
Für uns ist der Impact einer solchen Zusammenarbeit enorm wichtig. Bei der Partnerschaft mit Save the Children sehen wir, wie die Organisation Kinder in Asylunterkünften unterstützt und nachhaltig sicherstellt, dass die Unterkünfte vermehrt auf die Bedürfnisse von Kinder ausgerichtet sind. Seit diesem Jahr sind kinderfreundliche Räume in Asylunterkünften auf Bundesebene Pflicht. Teil einer solchen Veränderung zu sein macht viel Mut und wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit unserer Partnerschaft zu solchen Projekten beitragen können. Unser Engagement beschränkt sich aber nicht nur auf beruflicher Ebene, auch privat sind wir ehrenamtlich bei der Begleitung von geflüchteten Familien in unserer Wohngemeinde tätig.

Das alles sind viele kleine Schritte, keiner davon hat uns so eingeschränkt, dass wir ihn uns zweimal hätten überlegen müssen.  Zusammengenommen können wir so unser Unternehmen in eine nachhaltigere Zukunft steuern.

Hier gehts zum CO2-Ausgleich von Stadtlandkind.