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Konfliktkultur: Tipps aus dem Tadah Kids Space.

«Papi, der Bub hat mein Schüfeli genommen!» oder «Mami, ich hab’ das Bäbi zuerst gehabt!» sind Sätze, die wir als Eltern sehr oft hören. Unüberhörbar sind auch die damit einher-gehenden Wutanfälle. Was aber tun, um solche Konfliktsituationen pädagogisch geschickt zu entschärfen? Mirjam Jutzi, neue Tadah Kids Space Leiterin und ausgebildete Fachangestellte Betreuung zeigt auf, wie wir Konfliktsituationen bei Tadah begegnen und gibt Tipps, wie man auch Zuhause am besten damit umgeht.

Wer kennt sie nicht, die folgende Spielplatzsituation. Ein Elternteil geht zu seinem Kind und ermahnt es: «Gib das Schüfeli sofort wieder dem Kind zurück, es hat es zuerst gehabt!» Und wie oft interessiert es das beklaute Kind kein bisschen, dass ein anderes Kind gerade ein paar Minuten mit seinem Schüfeli spielt? «Aber man muss sein Kind doch erziehen!», denken jetzt viele. Und: «Es ist doch die Aufgabe der Eltern, ihm Recht und Unrecht beizubringen.»

Fakt ist: Kinder bis zum Alter von sechs Jahren besitzen keinerlei Gerechtigkeitssinn. Und Moral und gesellschaftliche Regeln sind für sie ebenfalls noch Niemandsland. Der Lerneffekt in einer solchen Situation ist somit für das Kind einzig folgender: «Wenn ich einem anderen Kind etwas wegnehme, wird Mami oder Papi böse auf mich». Somit wird es dem anderen Kind nach ein paar Ermahnungen zwar das Schüfeli nicht mehr wegnehmen, tut dies jedoch nicht aus Einsicht, dass Wegnehmen etwas Schlechtes ist.

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Mirjam Jutzi ist die neue Tadah Kids Space Leiterin. Sie arbeitet seit unserem Start als diplomierte Fachfrau Betreuung bei uns mit und verfügt nebst fundierten Ausbildungen über einen grossen Erfahrungschatz als Erzieherin.

Wir, im Kids Space von Tadah, handeln in Konfliktsituationen dieser Art nach folgendem Muster – welches Ihr auch zuhause so anwenden könnt:

  • Hinschauen. Braucht es eine Intervention überhaupt? Oft reicht ein sogenannter Bestätigungsblick, welcher dem Kind signalisiert «Ich sehe Dich und ich bin für Dich da, falls Du mich brauchst.»
  • In der Nähe sein. So vermitteln wir Präsenz und geben den Kindern Sicherheit.
  • Beobachten. Wie entwickelt sich der Konflikt? Wir schreiten nur dann ein, wenn die Konfliktparteien alters- oder entwicklungsbedingt unfaire Differenzen haben. Sprich, wenn zum Beispiel ein dreijähriges Kind einem sechs Monate alten Baby Spielsachen wegnimmt oder wenn der Konflikt körperlich wird.
  • Verbalisieren. «Ich sehe, Ihr möchtet beide dasselbe Auto. Was können wir machen, damit beide glücklich sind?». Erfahrungsgemäss können bereits einjährige Kinder auf diese Frage reagieren, meist noch nonverbal.
  • Neutral bleiben. Wir teilen die Kinder nicht in Opfer und Täter ein. Wer weiss, ob das Kind, welches wir als Opfer wahrnehmen, nicht vor wenigen Sekunden dem anderen Kind auch etwas weggenommen hat.
  • Allen Kindern ein gutes Gefühl geben. Kinder werden nicht ausgegrenzt oder weggeschickt, nur weil sie in unseren Augen einen Fehler begangen haben. Als pädagogisches Fachpersonal sind wir dazu verpflichtet, hinzuschauen. Eventuell hatte das Kind am Morgen einen Streit mit der grossen Schwester oder die Familie ist kürzlich in eine neue Wohnung gezogen. Kinder können ihre Gedanken und Sorgen noch nicht so ausdrücken wie wir Erwachsenen.
  • Alternativen anbieten. Braucht das Kind unsere Aufmerksamkeit? Dann geben wir ihm diese mit ein wenig Quality-Time. Geht es dem Kind um die Zieh-Bewegung? Dann kann es gerne alte Zeitschriften zerreissen. So können die aktuellen Bedürfnisse auf eine positive Weise ausgelebt werden.
  • Positiv formulieren. Wir versuchen, Wörter wie «nicht» und «nein» zu vermeiden. Die Gründe: Kinder verstehen das Wort «nicht» gar nicht. Sie können sich nichts darunter vorstellen. Aus «Kannst du bitte nicht mit dem Stift den Boden anmalen» wird in ihren Ohren «Kannst Du bitte mit dem Stift den Boden anmalen». Ausserdem haben die Kinder noch kein richtiges abstraktes Denken. Dies bedeutet: Sie können noch nicht so weit überlegen, dass es verschiedene Alternativen gibt wie zum Beispiel: «Ah stimmt, dann muss ich wohl auf das Papier malen.»