Sarah und Julia standen Benjamin Seiler von Jobcloud.ch Rede und Antwort zu unserem Projekt «Coworking mit Kinderbetreuung». Gemeinsam sprachen sie über Mütter, Karriere, Kinderbetreuung und warum unser Coworking-Modell besonders auch für Unternehmen interessant sein kann.
Benjamin Seiler: Was ist Tadah?
Sarah: Tadah ist ein Online-Magazin für Mütter, das als Plattform dienen soll. Ein Ort, wo sich Mütter inspirieren können, wie Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen sind. Und wie dies andere mit der Vereinbarkeit zu lösen versuchen.
Ist es möglich, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Sarah: Ja, natürlich! Es gibt zahlreiche Beispiele von Frauen, die Karriere gemacht haben und Kinder haben. Ich glaube, man muss Kompromisse eingehen, aber dieser Herausforderung ist frau schon gewachsen. Es fehlt jedoch häufig an den Rahmenbedingungen.
Wir wollen ein Powerhaus für Eltern schaffen, in dem sie sich ihrer Karriere widmen können und gleichzeitig ihre Kinder betreut werden.
Was kann man sich unter dem Tadah Coworking Space vorstellen?
Julia: Es ist ein Coworking Space, wie man ihn heutzutage weltweit vorfindet und der dem Arbeitsmodell der Zukunft entspricht. Wir fokussieren uns dabei aber zusätzlich auf die Kinderbetreuung. Der Coworking Space ist also als Arbeitsplatz ausgelegt, an dem die Mutter arbeiten kann und das Kind nebenan betreut wird. Darüber hinaus wollen wir zu einem späteren Zeitpunkt verschiedene weitere Angebote bereitstellen wie beispielsweise Sportmöglichkeiten, ein Pop up Space als Plattform diverser Partner-Labels, etc. So wollen wir ein Powerhaus für Eltern schaffen, in dem sie sich ihrer Karriere widmen können und gleichzeitig ihre Kinder betreut werden.
Wie gross soll euer Coworking Space werden?
Julia: Wir planen den ersten Coworking Space mit 30 Plätzen für Eltern mit Kind. Dieses Modell wollen wir dann verbreiten. In Zürich soll es den ersten Master Space geben, weitere Coworking Spaces sollen in anderen Städten der Schweiz folgen, um so vielen Eltern wie möglich einen solchen Arbeitsplatz zu bieten.
Es ist uns wichtig, ein Arbeitsmodell zu etablieren, mit dem eine maximale Flexibilität gewährleistet wird. Das haben wir uns immer gewünscht und wenn es die Politik nicht macht, dann machen wir es eben selber.
Wie seid ihr auf die Idee mit dem Coworking Space gekommen?
Sarah: Wir sind unsere eigene Zielgruppe. Wir sind allesamt Mütter, die der mangelnden Flexibilität im Berufsleben, welche man in diesem Land mit einem kleinen Kind hat, ausgesetzt waren. Wenn man nicht das Glück hat, dass die Grosseltern auf die Kinder aufpassen können, bringt man sie morgens in eine Kita und holt sie erst abends wieder ab. Das hat uns insofern gestört, als manchmal nur zwei Stunden nötig gewesen wären, um eine Arbeit fertigzustellen, und man den Rest des Tages eigentlich gerne mit dem Kind verbringen würde. Das geht aber nicht, weil es fremdbetreut wird. Deshalb ist es uns wichtig, ein Arbeitsmodell zu etablieren, mit dem eine maximale Flexibilität gewährleistet wird. Das haben wir uns immer gewünscht und wenn es die Politik nicht macht, dann machen wir es eben selber.
Für ein Unternehmen müssen die 50.5% der Mütter, die Ihr Arbeitspensum erhöhen würden, ein klares Argument sein, das für unser Projekt spricht.
Wie sieht die Resonanz auf Euer Projekt aus?
Sarah: Grossartig. Bei einer Umfrage mit 400 Frauen stellte sich heraus, dass 93% der Frauen einen solchen Coworking Space in Anspruch nehmen würden. 50,5% würden sogar ihr Arbeitspensum erhöhen, wenn ihre Arbeitgeber ihnen diese Möglichkeit bieten würden. Das muss man sich in der Schweiz mit ihrem Fachkräftemangel einmal vorstellen. Hier, wo sich viele Frauen aus dem Berufsleben zurückziehen, wenn sie Mütter werden. Für ein Unternehmen muss diese Zahl ein klares Argument sein, das für unser Projekt spricht.
Mit welchen Kosten muss gerechnet werden?
Julia: Unser Modell beruht darauf, dass unser Coworking Space zusammen mit der Kinderbetreuung günstiger ist, als wenn man einen normalen Kita-Platz und einen Platz in einem Coworking Space mieten würde. Gleichzeitig ist ein Abo bei uns günstiger als manche teure Kita in der Stadt Zürich alleine. Wir haben also ein Modell geschaffen, das auch finanziell weniger gut aufgestellten Eltern zugänglich ist.
Richtet sich euer Angebot auch an Unternehmen?
Sarah: Unbedingt. Das Angebot richtet sich ganz besonders auch an Unternehmen. Diese können sich bei uns einen Platz mieten, damit die angestellten Mütter nicht zwischen Arbeitsplatz und Kita hin und her rennen müssen. Das schafft Flexibilität. Wenn die Mutter zum Beispiel bei einer Telefonkonferenz als Projektleiterin unbedingt dabei sein muss, kann der Coworking Space genutzt werden, damit sie für ein paar Stunden dort arbeiten und danach den Rest des Tages wieder mit ihrem Kind zuhause verbringen kann. Zudem kann man sich als Unternehmen als frauenfreundlich, innovativ und modern positionieren.
Julia: Eine Frau möchte beispielsweise drei Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten, aber auch noch weiterhin stillen. Mit den jetzigen Möglichkeiten ist dies nicht möglich. Mit unserem Modell jedoch könnte sie die Arbeit sofort wieder aufnehmen und gleichzeitig ihr Kind länger stillen – das Unternehmen hätte keinen Know-How-Verlust am Arbeitsplatz.
Was sind die Herausforderungen bei einem Coworking Space mit Kinderbetreuung?
Sarah: Die beiden Modelle Coworking und Kinderbetreuung haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun. Wichtig ist, dass man eine Brücke schlägt zwischen dem pädagogischen Konzept der Kleinkindbetreuung und dem Coworking-Konzept, das eine angenehme, moderne und innovative Arbeitsumgebung schaffen muss. Ein Coworking Space muss eine coole Atmosphäre bieten sowie gewisse Standards erfüllen. Was Tadah ausmacht, ist die von uns bereits aufgebaute Community durch unser Online-Magazin. Ausserdem haben wir einen gewissen Stil, den man in unserem Coworking Space natürlich auch wiedererkennen sollte.
Wir wollen den Müttern und Vätern auch Weiterbildungen anbieten und stets im direkten Austausch mit ihnen sein, was für sie nützlich sein könnte. Es soll eben ein Powerhouse für Eltern werden.
Kann euer Angebot auch von Vätern genutzt werden?
Julia: Natürlich können auch Väter bei uns arbeiten. Der Trend geht in die Richtung, dass sich auch immer mehr Väter für Teilzeitarbeit entscheiden.
Wie gross ist das Interesse an Eurem Projekt?
Sarah: Das Interesse ist riesig. Wir sind mit den ersten Investoren im Gespräch. Der erste Coworking Space wird wohl dieses Jahr seine Türen öffnen. Es wird also hoffentlich bald wieder Good News geben von Tadah.