Silvana ist momentan daheim mit ihren drei Kindern und macht ein Jahr Berufspause. Danach will sie niedrigprozentig wieder einsteigen in ihren Beruf als Physiotherapeutin. Sie erzählt uns von ihrem Alltag im Bündnerland mit drei kleinen Kindern. Und davon, was überfordert, was motiviert und was sie ändern möchte.
Tadah: Wie hat sich Dein Leben verändert, als Du Mutter wurdest?
Ich arbeitete vorher zu 100% in meinem Job und liebte ihn ganz besonders – ich war mit ganzem Herzen dabei. Anschliessend durfte ich mich bereits etwas früher als geplant auf meine Zwillinge vorbereiten. Als die beiden geboren wurden, hat sich mein Leben schlagartig verändert, was ich in vollen Zügen genoss. Die grösste Umstellung war wohl jene, dass ich nicht mehr acht Stunden am Stück schlafen konnte.
Steckbrief
NAME
Silvana Casutt
KIDS
Emilia (4), Mattia (4) und Giuliano (8 Monate)
WORK-LIFE-BALANCE
Momentan macht Silvana 1 Jahr Pause als Physiotherapeutin und wird danach wahrscheinlich 10% in einer Praxis arbeiten.
Findest Du Elternratgeber wertvoll? Und wenn ja, welche?
Ja, ich finde Elternratgeber sehr wertvoll. Mir persönlich helfen sie viel und geben immer wieder neue Inputs oder zeigen auch auf, wo man an sich selbst arbeiten muss. Was mir auch hilft: Dass ich mehr Verständnis für die Kinder aufbringen kann und die Dinge auch einmal aus einem anderen Standpunkt betrachte.
Mein erstes Buch war von Danielle Graf und Katja Seide «Das gewünschtes Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn». Es hat mich sehr angesprochen und beeinflusst und ich vieles daraus konnte ich mitnehmen. Dann las ich vor der Geburt «Artgerecht, das andere Baby-Buch»,von Nicola Schmidt. Und natürlich haben wir auch die «Babyjahre» von Remo Largo gelesen. Ebenfalls nützlich sind die kleinen Zusammenfassungen der Pro Juventute. All diese Ratgeber waren für mich der ideale Mix und mittlerweile habe ich fast alle Bücher sowie Hörbücher von Nicola Schmidt, höre auch «Kinderjahre» von Remo Largo und zusätzlich viele Podcasts von Katja Saalfrank.
Welchen Ratschlag würdest Du einer Mutter geben, die ihr erstes Kind erwartet?
Ich würde ihr auch meine ersten Bücher empfehlen und sagen, dass sie schlussendlich immer ihren eigenen Weg gehen sollte und es so machen soll, wie es für sie stimmt.
Wann und warum wusstest Du, dass der Vater Deiner Kinder der Vater Deiner Kinder werden wird?
Wir kennen und lieben uns seit 20 Jahren und deshalb konnte ich mir keinen besseren Vater für meine Kinder vorstellen.
Mittlerweile binde ich mir den Kleinen auf meinen Rücken und mache dann die zwei Grossen bereit.
Hast Du je gedacht: Das schaff ich nicht? Und wenn ja, in welcher Situation? Und wie hast Du sie gemeistert?
Ja, ich komme viel an meine Grenzen. Vor allem, wenn ich im Moment alle drei anziehen möchte, um nach draussen zu gehen. Die grösseren Zwei wollen plötzlich unbedingt zusammen spielen oder fangen an zu streiten und der Kleine ist müde und möchte schlafen... Am schlimmsten ist es, wenn wir zu einer gewissen Zeit an einem Ort sein sollten – so wie in der Spielgruppe oder bei einem Arzttermin. Mittlerweile binde ich mir den Kleinen auf meinen Rücken und mache dann die zwei Grossen bereit. Ich muss sagen, dass mein Haushalt im Moment eine reine Katastrophe ist, da ich zu nichts komme und überall Dinge sehe, die noch zu erledigen wären. Somit haben wir uns eine Putzhilfe geholt, was das Ganze etwas erleichtert.
Hast Du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinen Kindern gegenüber?
Ja, in Stresssituationen, in denen ich nicht genug Geduld aufbringen kann. Anschliessend oder kurze Zeit darauf reflektiere ich die Situation mit mir selbst oder meinen Kleinen zusammen und bemerke, dass dies auch anders hätte gehen können.
Darf man als Mutter lügen? Und wenn ja, wann und wieso?
Das ist eine gute Frage, die ich mir auch oft stelle. Jedoch habe ich gemerkt, dass dies sehr situativ ist und ich finde je nach Situation ist es für mich okay. Denn ansonsten könnte man keine Geschichte mehr vom Weihnachtsmann oder vom Osterhasen erzählen, diese sind ja ebenfalls eine Lüge.
Was landet auf keinen Fall in Eurem Kinderzimmer?
Im Moment einen eigener Fernseher, ein iPad, ein Computer oder ein Handy.
Euer Lieblingskinderbuch?
«Oh wie schön ist Panama» von Janosch. Dieses Buch habe ich von meiner Lehrerin in der ersten Klasse bekommen als wir weggezogen sind und es ist heute noch ein grossartiges Buch, das wir nicht genug zusammen ansehen können.
Wie sieht ein idealer Tag mit Deinen Kindern aus?
Ein idealer Tag fängt mit intensivem schönem «Kuschel-Aufstehen» mit guter Laune und Lachen an und geht weiter mit gemeinsamen schönen Gedanken und Ideen für den bevorstehenden Tag. Danach wird in Ruhe gefrühstückt und zusammen gespielt, bevor es nach draussen geht. Natürlich ohne in den «Anzieh-Stress» zu kommen. Im Sommer war es beispielsweise wunderschön, einfach das E-Bike samt Anhänger zu nehmen und mit meinen drei Kleinen in die Natur zu fahren, um am Bach oder im Wald zu spielen und zu picknicken.
Es bringt mich immer wieder an meine Grenzen, was jedoch nichts Schlechtes bedeutet.
Wie einer «dieser» Tage?
Im Moment gibt es immer wieder eine Mischung zwischen einem idealen Tagesabschnitt und einem «dieser Tage»-Abschnitt, bei dem wir aneinander geraten und einen Kompromiss oder einen Weg für alle Bedürfnisse finden müssen. Dies finde ich oft sehr herausfordernd und es benötigt viel Energie. Es bringt mich immer wieder an meine Grenzen, was jedoch nichts Schlechtes bedeutet. Denn man reflektiert viel und versucht es dann anders zu machen mit Hilfe von Tipps oder Sichtweisen aus Büchern.
Welche Charaktereigenschaften soll Dein Kind von Dir haben?
Ich denke meine Offenheit gegenüber Menschen – an das Gute im Menschen zu glauben. Vielleicht würde jemand anderes dies jedoch auch als Naivität bezeichnen..
Was wirst du Deinem Kind nie erzählen? Und warum nicht?
Aus meiner Sicht gibt es nichts, was ich meinen Kindern nicht erzählen würde. Wenn sie wissensdurstig sind, dann finde ich das genial und es liegt an meinem Mann und mir, ihnen alles zu erklären, dass sie es in dem entsprechendem Moment verstehen können. Auch wenn dies nicht immer leicht ist…
Was ist Eure nächste Feriendestination, wenn die Grenzen wieder offen sind?
Wir dürfen seit einigen Jahren im Tessin in einem wunderschönen Haus mit Pool unsere Ferien verbringen.
Wofür gibst Du am meisten Geld aus?
Definitiv für Essen und zusätzlich im Moment für meine neu entdeckte Leidenschaft das Nähen.
Wie ähnlich bist Du Deiner eigenen Mutter?
Ich denke, ich bin ihr sehr ähnlich, was ich auch schön finde.
Was inspiriert Dich?
Vor allem mein Ehemann und meine Freundinnen. Durch die Gespräche mit ihnen bekomme ich meine Inspiration, die ich immer wieder suche.
Was macht Dich nervös?
Wenn ich unter Zeitdruck stehe.
Wie und wo tankst Du für den nächsten Tag Energie?
Dank verschiedenen Dingen: in der Natur, beim Basteln und im Moment stark beim Nähen.
Hat sich Deine Einstellung zu Deiner Karriere geändert, seit Du Mutter bist?
Ja, ich denke schon. Ich liebe meinen Job immer noch – momentan liebe ich es jedoch noch mehr, Mami zu sein. Im Beruf schaffe ich es nun, gewisse Dinge etwas gelassener zu sehen und anzugehen.
Welcher Mutter möchtest Du das Wort übergeben und wieso?
Ich möchte gerne meiner Freundin Alexandra Meier aus dem schönen Liechtenstein das Wort übergeben. Ich bewundere sie sehr für ihre endlose Energie, Kreativität, Geduld, Liebenswürdigkeit und vieles mehr, das sie als Mutter und Frau ausmacht. Sie setzt sich so viel für andere Menschen und Tiere ein und bleibt dabei immer authentisch. Echt schön.