Gisela hat fünf (!) Kinder. Und wirkt bei all dem Durcheinander nicht nur glücklich, sondern ist es auch - selbst wenn um Panini-Bildchen gestritten wird oder sie sich den Kopf an der Decke stösst.
Tadah: Wie hat sich Dein Leben verändert, als Du Mutter wurdest?
Da ich während dem letzten Semester meiner Ausbildung zur Lehrerin schwanger geworden bin, habe ich im ersten Jahr meiner ersten Anstellung unser erstes Kind bekommen. Daher hatte ich gar nie die Möglichkeit, mich «nur» auf meinen Beruf zu konzentrieren und mich diesbezüglich selbst zu verwirklichen.
Steckbrief
NAME
Gisela Bühler
KIDS
Noa (16), Salomé (15), Amelia (13), Lou Batista (11), Ulysse (9)
WORK-LIFE-BALANCE
Ca. 50% Fachlehrerin an der Oberstufe, 50% daheim
Diese Ablenkung hat mich im ganzen Leben wesentlich geleitet, denn ich habe früh erleben dürfen, wie wertvoll es ist, wenn man Leben schenken, Kinder begleiten und lehren kann. Zudem habe ich immer Wege gefunden, mich beispielsweise gestalterisch auszuleben und meine Kinder dabei miteinzubeziehen. Nach dem zweiten Kind (welches 15 Monate nach dem ersten folgte) habe ich aufgehört, ausser Haus zu arbeiten. Ich blieb der Berufswelt für 10 Jahre fern. Mein Mann machte während dieser Zeit mehrere Weiterbildungen, ich hielt unser soziales Umfeld aufrecht, genoss die Kinder und erlebte eine der bisher schönsten Zeiten in meinem Leben. Nebenbei war ich in verschiedenen Vereinen ehrenamtlich tätig und ganz selten übernahm ich eine Stellvertretung an einer der Schulen in unserer Gemeinde.
Als mein Jüngstes Kind 4 Jahre alt wurde, rutschte ich durch so eine Stellvertretung wieder in den Lehrerberuf hinein. Dies war für mich anfangs ein Spagat aber bald schon absolvierte ich noch nebenher eine Englischausbildung und konnte mir Träume erfüllen, die ich schon begraben hatte.
Findest Du Elternratgeber wertvoll? Und wenn ja, welche? (Hat ein Buch Deinen Erziehungsstil beeinflusst?)
Wahrscheinlich gibt es Bücher, in welchen dieselben Ansätze stehen, die ich verfolge. Ich habe aber das Glück, eine gute Intuition zu haben und konnte mich bisher immer auf diese verlassen. Ich lerne lieber praxisbezogen - das ist effektiv und effizient.
Welchen Ratschlag würdest Du einer Mutter geben, die ihr erstes Kind erwartet?
Traue dir selbst, du trägst deine Wahrheit in dir. Und etwas weniger philosophisch ausgedrückt: Lass dir keinen Seich aufschwatzen, höre auf dich selbst, denn was für andere passt, muss noch lange nicht für dich stimmen.
Wann und warum wusstest Du, dass der Vater Deiner Kinder der Vater Deiner Kinder werden wird?
Bereits als Fünfzehnjährige! Mein Mann ist meine Jugendliebe. Ich war fünfzehn, er achtzehn, als wir uns kennenlernten und ich konnte mir von Anfang an vorstellen, mit ihm Kinder zu haben. Mein Herz brennt auch heute, nach 23 Jahren, absolut für ihn. Natürlich kracht es auch hie und da (meisten wegen der Kindern), aber die solide Basis unseres Zusammenseins wurde bisher nicht im Geringsten davon berührt. Wir sind sehr unterschiedlich, aber in den grundlegenden Wertvorstellungen in Bezug auf Moral, Belastbarkeit und Lebenseinstellung sind wir auf ein und derselben Linie.
Aufgeben gibt es irgendwie nicht in meinem Weltbild.
Hast Du je gedacht: Das schaff ich nicht? Und wenn ja, in welcher Situation? Und wie hast Du sie gemeistert?
Aufgeben gibt es irgendwie nicht in meinem Weltbild. Ich finde stets Wege, bevor ich mich so in die Enge getrieben fühle, dass es nicht mehr gehen könnte. Ich versuche stets, das Beste aus einer Situation herauszuholen. Dies ist eine sehr hilfreiche Lebenseinstellung, wenn sie auch hohe Flexibilität erfordert. Aber ich mag das, es macht das Leben spannend.
Hast Du manchmal ein schlechtes Gewissen Deinen Kindern gegenüber?
Ja, leider. Mir ist auch klar, dass das absolut nichts nützt und eigentlich Irrsinn ist. Aber manchmal befürchte ich, nicht jedem Kind im richtigen Mass gerecht zu werden oder ihm zu wenig Zeit zu schenken. Das Leben läuft so schnell und ich möchte alles aufsaugen wie ein Schwamm - aber das geht nicht immer.
Darf man als Mutter lügen? Und wenn ja, wann und wieso?Lügen nicht, aber nicht die ganze Wahrheit erzählen ist erlaubt. Nur: Meine Kinder für dumm verkaufen, käme für mich nicht in Frage.
Was landet auf keinen Fall in Eurem Kinderzimmer?
Fernseher, Playstation usw. Das sind Dinge, die meiner Meinung gezielt und kontrolliert eingesetzt werden sollen. Deshalb möchte ich sie an einem Ort haben, an dem ich's überblicken kann.
Euer Lieblingskinderbuch?
Wachse, kleine Kaulquappe von Giuliano Ferri.
Wie sieht ein idealer Tag mit Deinen Kindern aus? Und wie einer «dieser» Tage?
Irgendwo draussen mit meinen Kindern, Steine suchend, Schlangenbrot brätelnd und mit der Sonne im Gesicht das Durcheinander zu Hause lassend, einfach ausspannen und innehalten. Das gibt mir unglaublich viel. Die weniger gäbigen Tage beginnen damit, dass ich weniger als fünf Stunden geschlafen habe, mir beim Aufstehen den Kopf an der Decke anstosse, meine zwei jüngsten Kinder lauthals um Panini Bildchen streiten und ich am Vortag vergessen habe, Milch einzukaufen. Aber auch diese Tage gehen vorüber, beziehungsweise lockern sich im Verlaufe des Tages auf.
Welche Charaktereigenschaften soll Dein Kind von Dir haben?
Mut, Ausdauer, Intuition und Belastbarkeit
Was wirst Du Deinem Kind nie erzählen? Und warum nicht?
Ich bin für aufrichtige Offenheit. Es gibt Dinge, die werden erst zu einem gewissen Zeitpunkt thematisiert, ohne dass sie vorher tabu gewesen wären - es ist dann eben einfach noch nicht zum Thema geworden.
Was ist Eure nächste Feriendestination?
Sorico am Lago di Como.
Wofür gibst Du am meisten Geld aus?
Für die vielen verschiedenen Hobbys meiner Kinder und die damit verbundenen Lager. Das geht von Theatersport über Eishockey und Klavierspielen über Geräteturnen und Unihockey bis hin zur Pfadi. Und natürlich kaufe ich mir auch hie und da auch gerne mal etwas Schönes.
Ich wollte als Teenager partout all jene Fähigkeiten entwickeln, die meine Mutter nicht hatte.
Wie ähnlich bist Du Deiner eigenen Mutter?
Ich bin meinem Vater ähnlicher. Meine Mama ist einfach 180 Grad anders. Ich erinnere mich, wie ich als pubertierende Teenagerin partout all die Fähigkeiten entwickelt habe, welche meine Mutter nicht hatte. Aber genau deshalb ist es so schön, mit ihr zusammen zu sein: Sie erträgt meine Lebhaftigkeit mit Geduld und hat sogar auch noch Freude an mir.
Was inspiriert Dich?
Coole Farbkombinationen, Formen und verschiedene Materialien, die ich verarbeiten kann. Nur selten sind es einzelne Menschen, die mich inspirieren. Mich fasziniert alles Fremde und Unerforschte, andere Kulturen und ferne Länder.
Was macht Dich nervös?
Stau. Derart sinnlos gefüllte Zeitfenster, in welchen ich gezwungen bin, anzuhalten, machen mich nervös. Ich hätte immer 1001 Ideen, was ich alles tun könnte und bin ohnehin in Zeitnot mit den Dingen, die ich wirklich tun will, wenn ich denn auch Zeit für mich ganz allein habe.
Wie und wo tankst Du für den nächsten Tag Energie?
Beim Gestalten mit Glas, Metall oder dem Kreieren von Kleidungsstücken und Accessoires kann ich mich völlig erholen. Dabei entstehen schöne Dinge, die ich weiterverwenden oder jemandem eine Freude bereiten kann.
Hat sich Deine Einstellung zu Deiner Karriere geändert, seit Du Mutter bist?
Meine Karriere hat mit dem Muttersein begonnen.
Welcher Mutter möchtest Du das Wort übergeben und wieso?
Ich übergebe das Wort gerne meiner liebsten Freundin Chrigi. Wir haben uns während unserer Grundausbildung vor 22 Jahren kennengelernt, gehen seither durch dick und dünn auch wenn wir uns nicht mehr täglich sehen. Sie hat immer Verständnis für all meine Pläne, kennt all meine Ecken und Kanten und hat mich in schwierigen Situationen begleitet und unterstützt. Eigentlich ist sie die Schwester, die ich nie gehabt habe.