Kathrin Erne stopft täglich sechs hungrige Mäuler. Mit ein Grund, warum sie wöchentlich unzählige neue Rezepte kocht. Der andere Grund ist SchniPoSaCo - die Plattform für Menüpläne. Wie man als Vierfachmutter den Schritt in die Selbstständigkeit macht? Das haben wir uns auch gefragt - und die Frage an Kathrin weitergegeben.

Kathrin Erne ist Gründerin von SchniPoSaCo. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihren vier Kindern (Piet 18, Til 16, Mia 13 und Nico 11) und ihrer Hündin Nelly wohnt sie in Lenzburg.
www.schniposaco.ch
Tadah: Seit wir Mütter sind, müssen wir täglich kochen. Und täglich stellt uns dies vor die eine oder andere Herausforderung. Du gibst uns mit SchniPoSaCo ein Werkzeug in die Hand. Erzähl!
Mit SchniPoSaCo biete ich Menüpläne an. Wöchentlich gibt’s also online 14 Rezepte. Es sind saisonale, schnelle und einfache Rezepte. Rezepte, die sich halt eben gut für Familien eignen. Und die den wöchentlichen Einkauf- und Planwahnsinn ein wenig einfacher machen.
Wie ist SchniPoSaCo entstanden?
Ein wenig per Zufall – und eigentlich bin ich auch nicht selbst auf die Idee gekommen. Ich bin Krankenschwester und habe lange auf dem Beruf gearbeitet – bis zum vierten Kind. Wegen einer schweren Krankheit musste ich aufhören. Den Einstieg habe ich nicht wieder gefunden. Oder besser: Ich wollte ihn nicht mehr finden. Teilzeitarbeiten im Akutspital war immer eine Gratwanderung zwischen Herausforderung und Überforderung.
«Weiss Du was? Das musst Du verkaufen. Ich würde es sofort nehmen.»
Ich habe dann die Ausbildung zum Desktop Publisher gemacht. Ich war schon immer kreativ und habe gerne gestaltet. Nach dem Diplom habe ich – eher hobbymässig – Einladungen gestaltet für Geburtstage und Hochzeiten für Freunde.
Ok, das hört sich jetzt alles nicht nach Essen an.
Stimmt. Aber mir ging es gleich wie wohl allen Müttern: Wenn man Kinder hat, wird man plötzlich gezwungen, regelmässig zu kochen. Und ich habe gemerkt, dass ich aufschreiben muss, was ich koche. Sonst renne ich jeden Tag in den Laden und weiss trotzdem nicht, was ich kochen soll. Das ist einfach nervig und unbefriedigend. Also habe ich angefangen einen Menüplan zu machen. Freundinnen von mir ist das aufgefallen und ich bekam Nachrichten im Sinne von: «Ou Kathrin, was kochst Du heute?» oder «Kannst Du mir bitte ein Foto von Deinem Menüplan machen?». Meine Nachbarin sagte mir dann eines Tages: «Weiss Du was? Das musst Du verkaufen. Ich würde es sofort nehmen.»

Also hast Du ein Unternehmen gegründet?
Es hat eine Weile gedauert. Ich war irgendwie nicht überzeugt, respektive dachte mir, das kann doch jeder selbst machen.
Was hat Deine Zweifel beseitigt?
Meine Nachbarin blieb hartnäckig, hat immer wieder nachgefragt. Gemeinsam mit meinem Mann haben wir dann begonnen zu diskutieren und die Geschäftsidee aufs Papier zu bringen. Ich musste mir erst einmal überlegen: Was ist überhaupt das Angebot? Und wie bringe ich es an die Frau und den Mann?
Wie kam die Idee an?
Ich habe es erst im Freundeskreis gestreut, von da aus ging es weiter – klassische Mund-zu-Mund-Propaganda. Es hat von Anfang an funktioniert. Lustig ist, dass ich ja sehe, woher die Leute kommen. Es gibt da immer so Nester – plötzlich kommen wieder fünf neue Abonnenten aus dem gleichen Dorf. Nun, es war also so, dass ich dann wirklich jede Woche einen Menüplan machen musste – es gab jetzt ja zahlende Kundschaft dafür.
Wie genau muss man sich denn einen solchen Menüplan vorstellen?
Der Menüplan wird auf der Webseite am Donnerstag um 18 Uhr aufgeschaltet. Der Reminder zum Menüplan kommt in die Mailbox. Auf der Webseite findet sich neben dem wöchentlichen Plan aber auch meine gesamte Rezeptdatenbank, in der man stöbern kann. Jedes Rezept ist gleich aufgebaut: ein, zwei Sätze als Einführung, ein Foto, eine Zutatenliste und die Zubereitung. Zudem kann man die Zutatenliste anpassen – je nach Grösse der Familie.
Man kann sich also in wenigen Klicks seinen Menüplan zusammenstellen. Doch dann muss man sich ja noch eine Einkaufsliste rausschreiben...
Muss man eben nicht. Denn die Webseite ist wirklich so aufgebaut, als dass sie so viel Arbeit wie möglich abnimmt. Man sucht sich also aus dem Menüplan und/oder der Rezeptdatenbank die Gerichte aus, wählt die Anzahl zu bekochende Personen und klickt auf Einkaufsliste. Dies macht man für alle Rezepte der Woche. Das System stellt eine Liste zusammen – und ordnet diese auch gleich nach der Art der Zutat. Man kann sich also seine Einkaufsliste ausdrucken und damit durch die verschiedenen Bereiche des Supermarkts gehen.
Es geht darum, dass die Leute eine Auswahl haben. Sie picken sich aus dem Menüplan die für sich stimmigen Sachen raus, ergänzen mit eigenen oder lassen einiges weg.
Wow. Das tönt grossartig. Und nach sehr viel Arbeit für Dich.
Ist es. Ich bin viel am Suchen, am Testen, am Probekochen – damit jede Woche neue Rezepte drauf sind. Ich koche sehr saisonal. Und somit gibt es natürlich auch ab und zu Wiederholungen. Also der Melonensalat vom Vorjahr, den mache ich auch dieses Jahr mal wieder. Aber das ist ja auch ok. Der Anspruch ist aber ganz klar, dass es mehrheitlich neue Rezepte sind.
Im Plan sind 14 Rezepte – Hand aufs Herz: Das kocht doch niemand.
Nein, natürlich nicht. Aber es geht darum, dass die Leute eine Auswahl haben. Sie picken sich aus dem Menüplan die für sich stimmigen Sachen raus, ergänzen mit eigenen oder lassen einiges weg, weil sie nicht zuhause sind. Der Menüplan ist also auch Inspirationsquelle.
Wenn wir von Inspiration sprechen: Wo holst Du sie Dir?
Überall. Ich bekomme vieles, ich habe alle Rezeptschnipsel meiner Mutter aufbewahrt und dann natürlich in Büchern, Heftlis, dem Internet. Überall wo es Rezepte gibt, da bin ich auch. Ich ändere aber vieles ab, füge Dinge hinzu oder lasse welche weg – ich mache die Rezepte zu meinen eigenen.

Du kochst doch aber sicher nicht jedes Rezept, oder?
Doch natürlich. Ich kann doch kein Rezept mit in den Menüplan nehmen, welches ich nicht für wirklich gut befunden habe. Meine Familie fungiert als Testesser. Zum Glück gibt es hier sechs hungrige Mäuler. Auch wenn sie es manchmal nicht so toll finden.
Wieso?
Ich experimentiere immer wieder gerne. Dann rümpfen sie manchmal die Nase – um es am Schluss doch meistens sehr fein zu finden. Ich handhabe es so, dass Montag, Dienstag und Mittwoch Testtage sind und sie Donnerstag und Freitag wählen dürfen, was es gibt. Samstag und Sonntag gehört dann wieder SchniPoSaCo.
Essen Deine Kinder alles?
Nein. Der Jüngste ist heikel. Aber der Vorteil ist, dass er drei Geschwister hat. Zwei davon essen wirklich alles und Nummer 3 ist auch langsam auf den Geschmack gekommen. Und wir haben unsere Kinder immer gelobt, wenn sie etwas probiert und es dann auch gemocht haben. Wir motiviert sie zu essen und finden es toll, wenn sie experimentierfreudig sind. Dann will der Jüngste natürlich auch gelobt werden – und schwubs, ist das vermeintlich nicht gemochte Essen doch ganz ok.
Der Menüplan hat zudem die Toleranz rauf gesetzt. Sie sehen immer Ende Woche, was es die Woche drauf gibt. Dann können sie schon mal ein bisschen vor sich hinstänkern, weil das, was es am Donnerstag gibt, blöd ist. Aber sie sind vorbereitet.
Und Du änderst nie was, wenn sie stänkern?
Nein, da bin ich konsequent. Denn am Ende mögen sie es dann ja trotzdem – zumindest meistens. Was ich schon mache, ist bei jemandem etwas weglassen, wenn das gut geht. Aber es kommt nicht in Frage, etwas nicht zu kochen, nur weil jemand denkt, er mag das nicht. Ich brauche Abwechslung in der Küche, immer das Gleiche zu kochen, finde ich ganz schlimm. Das ist auch ein Grund, warum diese Menüpläne entstanden sind.
Müssen Deine Kinder essen?
Müssen nicht. Probieren, ja. Und auch da gibt es aber Ausnahmen. Bei Dingen, die sie wirklich nicht mögen.



Fotografierst Du auch alles selbst?
Ja. Aber ich bin ganz klar kein Foodblogger. Wenn ich diese Bilder sehe, dann denke ich mir manchmal schon, dass ich ein gewisses Optimierungspotenzial hätte. Aber ich habe keine Zeit, stundenlang zu dekorieren und zu püschelen. Ich koche, serviere, drücke drei Mal ab und dann essen wir. Die Fotos müssen natürlich schön sein und es muss Lust machen zu essen, mehr aber nicht.
Hat sich das Bewusstsein von Essen geändert?
Ja. Man ist mehr auf regional, saisonal, frisch. Das sind alles Dinge, die bei mir in den Menüplänen auch wichtig sind. Zudem möchten Mütter ihren Kindern selbst was kochen. Und alle Kinder brauchen einen Zmittag und einen Znacht. Es gibt nun aber auch viele Mamis, die nicht so gut kochen können, oder denen Kochen keinen Spass macht. Auch ich habe früher nicht oft gekocht. Mit den Kindern hat sich das verändert. Da kam ein Verantwortlichkeitsgefühl auf. Und was ebenfalls ganz wichtig ist: Essen ist ein Genuss.
Ich möchte, dass meine Kinder gerne essen, dass sie Essen nicht bloss als reine Nahrungsaufnahme sehen.
Lebt Ihr das?
Ganz fest. Ich möchte, dass meine Kinder gerne essen, dass sie Essen nicht bloss als reine Nahrungsaufnahme sehen. Zudem ist die gemeinsame Familienzeit am Tisch eine ganz wunderbare Zeit. Gerade auch jetzt, wo die Kinder älter sind. Man trifft sich, man sieht sich, man spricht miteinander.
Gibt’s bei Dir auch mal Junk Food?
Ja. Er ist aber vielfach selbstgemacht. Fischstäbli, Pommes kann man ja auch ganz easy selbstmachen. Klar, auch bei uns im Tiefkühler liegt eine Tiefkühlpizza – für den Notfall. Oder aber wir holen uns was beim Thailänder. Es muss doch alles in einem gesunden Mass sein.




Selbstständig und vierfache Mutter – wie geht das?
Die Kinder sind nicht mehr ganz klein – was es vielleicht ein bisschen einfacher macht. Aber klar, es ist viel. Dadurch dass sie zur Schule gehen oder arbeiten, ist es vom Zeitfaktor her nicht mehr so intensiv wie früher. Aber es verlagert sich alles. Man hat zum Beispiel keinen Feierabend mehr. Und es sind andere Themen – emotionalere. Vielfach sagen die Leute: Wie machst Du das bloss? Aber man wächst auch rein in diese Rolle als Vierfachmama. Und wir wollten das ja so.
Das heisst, Du wolltest schon immer viele Kinder?
Es gab keinen festen Plan. Ich fand mehr als eins wäre toll. Dass es gerade vier werden, hätte ich nicht unbedingt gedacht. Es hat sich aber nach dem zweiten richtig angefühlt, noch ein drittes zu bekommen und nach dem dritten richtig, ein viertes zu bekommen. Es war aber immer eine gemeinsame Entscheidung von mir und meinem Mann.
Er hat Dich sehr unterstützt?
Das hat er, ja. Ich habe ja noch lange im Spital gearbeitet. Viel am Abend, viel am Wochenende. Da musste er alles übernehmen – und hat das immer grossartig gemacht. Wir haben immer als Team agiert. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Jetzt mit der Selbstständigkeit habe ich eine grosse Flexibilität. Ich kann mir meine Zeit also gut einteilen. Aber gerade diese Flexibilität empfinde ich manchmal auch als Herausforderung.
Wieso?
Weil man so oft in die Falle tappt, immer zu arbeiten. Ich könnte doch da noch kurz und hier noch schnell… Und wenn es einem so viel Freude macht, erst recht. Aber klar, ist es toll, so zu arbeiten, denn ich bin immer da. Und das macht es einfacher, Beruf und Familie zu vereinbaren.



Fällt Dir nie die Decke auf den Kopf?
Nein, eigentlich nicht. Ich bin viel unterwegs, bin in Lenzburg engagiert – ich suche mir meine Ausgleiche und Auszeiten. Da muss ich aber auch meinem Mann ein Kränzchen binden. Wir sind ein super Team und schauen sehr, dass jeder zu seinen Sachen kommt. Wir halten uns gegenseitig den Rücken frei.
Wo willst Du hin mit SchniPoSaCo?
Das Ziel ist, soviele Menschen wie möglich zu erreichen. Und ihnen den Kochalltag zu erleichtern. Auf meiner Liste von Ideen stehen zudem noch ganz viel andere Sachen. Langweilig wird mir nie.
