Was ist eine glückliche Familie? Und viel wichtiger: Ist unsere Familie glücklich? Wir haben zwanzig glücklich-unglückliche Mütter gefragt, welche Tipps sie für einen harmonischeren Familien-Alltag auf Lager haben. Die Antworten waren - zum Glück - ziemlich konkret.
Eine Glücksstudie hat Unglückliches hervorgebracht. Nämlich, dass Lebenspartner mit Kleinkindern eher nicht im Frühling ihrer Beziehung stecken. Seit wir selbst kleine Kinder haben, verstehen wir auch etwas besser, warum dem so ist. Die partnerschaftliche Glückskurve erholt sich laut ebendieser Studie wieder, wenn die Kinder älter werden. Erreichen sie dann das Teenie-Alter, sind die Eltern noch unglücklicher, als sie es in der Kleinkind-Phase waren. Na, das kann ja heiter werden.
Fakt ist: Wenig Schlaf und ein hoher Lautpegel macht uns nicht zur besseren Partnerin. Und leider auch nicht zur besseren Mutter. Weil wir alle im selben Boot sitzen, haben wir unter unseresgleichen herumgefragt, welche Tipps andere Mütter auf Lager haben für ein bisschen mehr Harmonie und damit für ein bisschen mehr Nerven. Voilà.
1. Aufs Positive fokussieren.
Ja, der Alltag mit einem oder gar mehreren Kleinkindern ist streng. Aber nicht nur. Er ist auch lustig, aufregend, liebevoll, abwechslungsreich und oft müssen wir ihn auch nicht alleine stemmen, weil beispielsweise die Grosseltern mithelfen. Dafür und für so vieles mehr sollten wir dankbar sein. Oder anders: Wir sollten uns auf die positiven Dinge konzentrieren. Das kann man übrigens lernen. Zum Beispiel mit unserem Allzeit-Favoriten, dem 5 Minuten Journal. Hier rein schreibt man jeden Tag sechs Dinge, wofür man dankbar ist, drei am Morgen, drei am Abend. So beginnt und beendet man den Tag positiv, was gar nicht so einfach ist. Aber probiert es am besten selbst aus.
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2. Vergleiche Dich um Himmelswillen nicht dauernd.
Es gibt Mütter, die haben mit drei Kindern (vermeintlich) den Ruhepuls eines Buddhas und andere, die bei ihrem Einzelkind öfters mal die Nerven verlieren. Viel zu schnell finden wir uns in einer Rolle wieder, in der wir doch nie hatten sein wollen: In der der ewig schimpfenden Mutter. Daran kann man arbeiten.
Eines sollte man sich aber immer vor Augen halten: Die perfekte Mutter gibt es nicht. Also ist dieses Bild auch kein adäquates Ziel. Das Einzige, was hier gewonnen wird, sind Unsicherheit und Unzufriedenheit. Anzustreben wäre viel mehr etwas mehr Selbstliebe. Die führt zu mehr Selbstbewusstsein und das wiederum ist etwas, das wir unseren Kindern ja auch gerne mit auf den Weg geben würden.
3. Streiten, entschuldigen, reden.
Konflikte gehören in jede Familie. Weil immer wir Mütter alles bereit machen müssen, bevor man als Familie spazieren geht, weil der Partner das Kind in der Nacht nicht weinen hört, weil wir den ganzen Tag nicht dazu kamen, die Haare zu waschen. Oder weil wir (!) einfach (!) müde (!) sind. Ständiges Gekeife nervt aber trotzdem. Und ständiges Gebrüll ebenso. Wie kommt man aus dieser Spirale wieder heraus? Zum einen, indem man sich immer gleich nach dem Konflikt oder spätestens am Abend beieinander für die verbalen Aussetzer entschuldigt. So lernen die Kinder, dass selbst unangenehme Situationen (das Mami mit hochrotem Kopf und sich überschlagender Stimme) überwunden werden können und lösbar sind.
Was in einigen Familien bereits erfolgreiche Spuren hinterlässt: Familien-Meetings. Regelmässig abgehalten, darf hier jeder darüber berichten, was ihn nervt und bewegt - ohne, dass er unterbrochen wird. So lernt man zuzuhören (nicht nur für Kinder etwas, das oft noch gelernt werden muss) und einander besser zu verstehen.
Ein weiterer Tipp: Jede Firma hat ein Leitbild, wieso nicht auch eine Familie? Sich zu überlegen, wofür man als Familie steht, kann durchaus sinn- und wertvoll sein. Welche Regeln sind uns wichtig? Wie wollen wir miteinander kommunizieren und wie eben nicht?
4. Lob & Anerkennung zeigen.
Mutter zu sein ist nicht zwingend der dankbarste Job auf Erden. Dass die Toilette jetzt heute ganz besonders gut geputzt wurde, hat uns jedenfalls noch nie jemand gesagt. Völlig okay, nur: Hin und wieder soll gelobt werden. Denn wir alle brauchen aufmunternde oder positive Worte zwischendurch - gerade weil wir als Mutter oft «the bad cop» spielen müssen. Dasselbe gilt übrigens auch gegenüber unserer Kinder. Auch sie hören lieber ein Lob als ein «Das gibt's ja nicht, wieso hast du schon wieder die Wände mit meinem Lippenstift bemalt?!»
So lernen die Kleinen, dass man auch selbst loben kann. Zum Beispiel wie unsere, die letzthin ihr Mami lobten, weil sie das Vanille-Glacé (am Stengel, aus der Migros) so fein gekocht hat.
5. Aus Erwartungen Abmachungen machen.
Die meisten Konflikte entstehen aus nicht erfüllten Erwartungen. Ob Kinder oder Partner: Beide können nicht an unserer Nasenspitze ablesen, was wir möchten. Wieso also nicht die Erwartungen formulieren, zum Beispiel am Familien-Meeting? «Ich möchte jeden zweiten Sonntag eine Stunde für mich haben» ist eine Erwartung, aus der durchaus eine fixe Institution werden kann.
6. Auszeiten einplanen.
Apropos fixe Institution: Wer keine Zeit zum Durchatmen hat, hat auch nicht die stärksten Nerven. Viele von uns haben weder die Zeit, noch die Möglichkeit oder das Geld für ein Wellness-Weekend. Aber schon sich einmal im Monat für 1-2 Stunden ins eigene Bad einzuschliessen für ein Home Spa Programm wirkt Wunder. Oder man nimmt sich ein gutes Buch und verzieht sich ins Kafi seiner Wahl. Oder macht Sport. Oder häkelt. Oder tut sich sonstwie Gutes. Hauptsache Zeit für sich zum Durchatmen. Weil: Happy mom, happy kids. Und relaxt mom, zumindest halbrelaxte kids.
7. Qualitäts-Familienzeit blocken.
In den meisten Schweizer Familien sind beide Elternteile am Wochenende zusammen daheim. Man nimmt sich viel vor (dieses Wochenende gehen wir endlich mal die Oma besuchen, machen den Grosseinkauf, räumen die Wohnung auf, ordnen die Kleider, gehen entsorgen und machen den Garten sommer- oder winterfest). Ganz selten aber nimmt man sich bewusst Zeit mit der Familie. Und stellt alles andere für diese festgelegte Zeitspanne hintenan. Jeden Sonntag beispielsweise stehen die familiären Angelegenheiten an oberster Stelle. So vermeidet man oft jene Zeiten, in denen sich Streit anbahnt, weil niemand so recht einen Plan hat, wann man denn was machen soll. Nebst allem anderen, das eben auch noch gemacht werden sollte.
Work-Life-Family-Balance nennt sich. Hier ein paar Hilfestellungen dazu:
- Gemeinsam Sport machen
- Ein Familien-Hobby finden (zum Beispiel Klettern)
- Alle Geräte ausschalten (keine Ablenkung)
- Die Hausarbeit mal stehen lassen (Putzen ist nicht Quality-Time)
- Kleine Abenteuer einplanen (Wald, Schatzsuche, Hallenbad, etc.)
8. Bewegt Euch!
Bevor es sich der Miesepeter in der Familie breitmachen kann, heisst es: raus! Und zwar alle! Oder runter in den Keller, wenn's dort genug Platz zum spörteln hat. Oder Joggingschuhe montieren und den Nachwuchs mit dem Velo nebenher trampeln lassen.
9. Freundschaften pflegen.
Beziehungen machen glücklich. Dazu gehört auch die mit unserem Partner. Die kann man pflegen, indem man sich einen Babysitter nach Hause bestellt. Das Geld ist es wert! Aber auch unsere Freundinnen und Freunde sind Gold wert und wichtig für unser Gemüt.
Oftmals ist es so, dass der eine Partner Abends öfters weggehen möchte als der andere. Auch hier gilt Punkt Nummer 5: Erwartungen zu Abmachungen machen. Oder anders: Klar ansprechen, wieviel Freiraum man braucht und diesen dem Partner ebenso zugestehen.
Und: Warum nicht mal wieder Freunde nach Hause einladen und einfach einen Topf Spaghetti machen? Kein Aufwand und dafür ein Austausch, der gut tut.