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Tadah

Nadin Benaglio: der sichere Rückhalt der Familie.

Nadin kennt man kaum. Ihren Mann umso mehr. Denn sie ist mit keinem geringerem verheiratet als mit Ex-Nationalmannschafts-Goalie Diego Benaglio. Wie das so ist mit einem berühmten Partner, erzählt sie uns im Interview. Und wir haben nun den endgültigen Beweis, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht.

Bilder von Julia Bochanneck.

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Nadin Benaglio lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Töchtern Melija (7 Jahre) und Nala (4 Jahre) in Monaco. Davor waren sie in in der Schweiz, in Deutschland und in Portugal zuhause.

Tadah: Das ganze Land kennt Deinen Mann. Das war damals, als Ihr Euch kennengelernt habt, noch nicht der Fall, oder?
Nicht wirklich. Denn als wir das erste Mal zusammen waren, da waren wir gerade mal 11 Jahre alt. Er war mein erster Schulschatz. Was wiederum meine Eltern nicht so toll fanden. Es sei noch viel zu früh für einen Freund – also habe ich mich wieder von ihm getrennt.

Heute seid Ihr verheiratet und habt zwei Töchter.
So ist es. Sechs Jahre später sind wir erneut zusammen gekommen. Und sind es geblieben.

 

Mit Diego an meiner Seite war das anders. Alles war locker und ich habe mich rundum wohl gefühlt. Das war für mich ein Zeichen, dass er der Richtige ist.

 

War von Anfang an klar, dass er der Mann ist, mit dem Du den Rest Deines Lebens verbringen wirst?
Das war ziemlich schnell klar, ja. Auch wenn es bei mir etwas länger gedauert hat als bei Diego. Denn er hat mir schon nach wenigen Tagen gesagt, dass er in mich verliebt sei. Und das war für mich irgendwie noch so früh. Aber es hat für mich von Anfang an einfach gestimmt. Ich war damals ziemlich scheu und zurückhaltend, fast schon etwas unsicher. Mit Diego an meiner Seite war das anders. Alles war locker und ich habe mich rundum wohl gefühlt. Das war für mich ein Zeichen, dass er der Richtige ist. Und dieses Gefühl wurde immer mehr.

Wo stand er damals in seiner Karriere?
Er spielte beim FC Baden. Dass er mal Fussballprofi werden wird, war für mich nie ein Thema. Ich habe ein, zwei Spiele von ihm gesehen und bin total erschrocken, weil er auf dem Platz so anders ist. Laut und fordernd. Mich hat Fussball immer interessiert, ich habe sogar selber gespielt. Ich habe mich aber nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass ich die Freundin eines Fussballers werden könnte.

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Und trotzdem bist Du das jetzt. Mit all den damit verbundenen Vor- und Nachteilen, wie zum Beispiel den vielen Wohnortswechsel. Das hat damals ja schon früh begonnen.
Wir waren 19 als Diego beim VfB Stuttgart unterschrieb –  also sind wir gemeinsam nach Deutschland.

Wo standest Du damals im Leben? Wo wolltest Du hin?
Ich war in der Kanti und habe in Stuttgart weitergemacht und mein Abitur geschrieben. Es war für mich klar, dass ich Diego begleite. Und vielleicht wäre er nicht gegangen, wenn ich nicht mit wäre. Er braucht die familiäre Unterstützung und den Halt.

Ihr wart jung, ohne Familie, in einem neuen Land. Wie war's?
Speziell. Aber Stuttgart ist ja nicht weit weg. Und hätte ich Diego nicht kennengelernt, wäre ich wohl auch nicht in der Schweiz geblieben. Ich bin sehr offen und interessiert. Ich wäre viel auf Reisen gegangen, denn das hat mich schon immer gereizt.

 

Ich konnte nie sagen: So will ich sein, das werde ich. Ich brauche immer wieder etwas Neues.

 

Wie ging Dein Weg weiter?
Ich habe Mathematik studiert. Nach einem halben Jahr habe ich auf BWL gewechselt. Dann kam das Angebot aus Portugal von National Funchal und wir sind nach Madeira. Per Fernstudium habe ich mich für Ernährungswissenschaften eingeschrieben. Ich habe also viel gemacht. Aber auch das bin ich. Ich konnte nie sagen: So will ich sein, das werde ich. Ich brauche immer wieder etwas Neues.

Diese Wohnortswechsel sind für Dich also kein Problem?
Nein. Ausser der letzte Wechsel von Wolfsburg nach Monaco, der war schwieriger. Wir waren lange in Wolfsburg, die Kinder sind da geboren. Und ich hatte wegen ihnen auch Angst. Wir waren so gut eingelebt, in der Schule lief es, das Umfeld war gut, wir hatten unsere ganzen Anlaufstellen. Das zu verlassen war kein Zuckerschlecken.

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Wie war es schlussendlich für die Kinder?
Bei Melija hatten wir das Glück, dass ihre beste Freundin von Wolfsburg nach Prag zog. Und das für drei Jahre. Diego hatte ebenfalls einen Dreijahresvertrag unterschrieben. Für sie war also klar: Die Freundin geht drei Jahre weg, wir gehen drei Jahre weg und am Schluss kommen wir alle wieder zurück und gut ist. Was ja vielleicht nicht so sein wird – aber das hat ihr für den Moment sehr geholfen.
Die Kleine hatte mehr Mühe. Sie war gerne in ihrer KiTa, hat ihre Erzieherin sehr gemocht und die Gruppe war einfach toll. Die haben quasi den ganzen Tag Seich gemacht – und das wiederum ist genau Nalas Ding. Für sie war es also nicht einfach. Mittlerweile ist aber auch sie gut in Monaco angekommen.

Traut man den eigenen Kindern zu wenig zu?
Es ist vielfach so, dass wir denken, dass eine bestimmte Situation schwierig wird und sich dann herausstellt, dass die Kinder diese mit einer ganz anderen Gelassenheit meistern. Ich weiss noch, dass mir alle gesagt haben: Die Kinder machen das schon. Und ich mir gedacht habe: Das klappt vielleicht bei anderen, aber meine Kinder werden das nicht so einfach wegstecken. Ich habe mich getäuscht.

Habt Ihr die Entscheide der Klubwechsel und damit die Entscheide umzuziehen, jeweils gemeinsam getroffen oder waren das immer rein sportliche Entscheide, die Diego für sich treffen musste?
Es spielen jeweils beide Aspekte eine Rolle. Aber wenn ich sagen würde: Nein, da gehe ich auf gar keinen Fall hin, dann würde er sich natürlich Gedanken machen und abwägen, was wichtiger ist. Aber ich bin wirklich offen für alles.

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Muss man das sein, wenn man mit einem Profifussballer zusammen ist?
Ich glaube, ja. Zumal es auch für ihn persönlich wichtig ist. Diego braucht diese Unterstützung, um erfolgreich zu sein. Und ich möchte, dass es ihm gut geht und er glücklich ist. Dazu kommt, dass ich keinen linearen und vordefinierten Karriereweg hatte. Ich wusste nicht, was ich wollte und wohin mich mein Weg führt. Also bin im gemeinsam mit ihm den seinen gegangen.

Musstest Du zurückstecken?
Ich habe sicher zurückgesteckt, ja.

Und das ist ok?
Ja, das ist es. Manchmal denke ich: Warum habe ich nicht dieses oder jenes gemacht? Aber ich verspüre keinen Gram. Das wäre auch falsch und würde mich nicht weiter bringen. Und es heisst ja auch nicht, dass ich nicht noch ganz viel machen und erreichen kann. Zudem für mich das Leben jetzt wieder ein wenig neu beginnt.

Wie meinst Du das?
Die Grosse ist schon sehr selbstständig, die Kleine ebenfalls aus dem Gröbsten raus. Das habe ich gerade im letzten Urlaub gemerkt. Wir waren am Strand und es war so relaxt – solche Ferien habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt.

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Zurück zu Monaco. Diese Stadt ist sehr speziell. Wie gestaltet sich da Dein Alltag?
Auch wenn es einen Moment gedauert hat, bin auch ich mittlerweile in Monaco angekommen. In dieser Stadt kennt jeder jeden – es ist wirklich klein. Und familiär. Das wiederum habe ich gar nicht erwartet und es ist total schön.
Mein Alltag? Ich glaube nicht, dass er sich gross von demjenigen eines anderen Mamis unterscheidet. Wir stehen auf, frühstücken, gehen in die Schule. Ich gehe einkaufen, hole die Kleine wieder ab, wir essen. Dann ist es schon Zeit, um Melija abzuholen.
Monaco ist toll, aber im grossen Ganzen auch eine eigene Welt. Wir sind in Spreitenbach aufgewachsen und haben uns nicht grossartig verändert und das werden wir auch jetzt nicht tun.

 

Mein Alltag? Ich glaube nicht, dass er sich gross von demjenigen eines anderen Mamis unterscheidet.

 

Ist das Leben teuer?
Das Wohnen ist es vor allem. Ich habe mir 22 Wohnungen in zwei Tagen angeschaut, bevor wir unsere gefunden haben. Und jede davon kostete ein Vermögen. Du bezahlst hier für etwas, das unter Umständen nicht mal wahnsinnig schön ist, sehr viel Geld. Daran musste ich mich erst gewöhnen, denn ich bin eher sparsam. Klar, auch ich gönne mir ab und zu etwas Schönes, aber im Grundsatz gebe ich nicht viel Geld aus. Aber der Wohnungsmarkt in Monaco ist so – das kann auch ich nicht ändern.

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Hast Du Dir ein Umfeld aufgebaut?
Ein kleines, ja. Ich habe das Glück, dass in Nalas Klasse ein Mädchen ist, dessen Mutter Schweizerin und der Vater Deutscher ist. Mit ihnen verstehe ich mich sehr gut. Auch in Melijas Klasse habe ich mich mit einigen Müttern angefreundet. Sie haben mich herzlich aufgenommen und mir am Anfang sehr geholfen.

Bist Du mit den Kindern oft im Stadion?
In Wolfsburg waren wir quasi jedes Spiel da. Hier in Monaco fast nicht mehr. Die Anspielzeiten um 21 Uhr sind mir einfach zu spät, um mit den Kindern ins Stadion zu gehen.

Dein Mann, Deine Kinder, Dein Alltag. Wann geht es denn nur mal um Dich?
Fast nie.

Hättest Du gerne mal ein paar Stunden nur für Dich?
Ja, ab und zu fände ich das toll. Was ich zurzeit wieder oft mache, ist Sport. Und das tut mir sehr gut. Aber was ich machen würde, wenn ich mal ein paar Stunden nur für mich hätte? Keine Ahnung. Ich würde vielleicht einfach mal nichts machen. Aber nichts machen, geht irgendwie auch nicht. Stillsitzen ist nicht so meins.

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In Eurem Leben dreht sich viel um Diego – stört Dich das?
Nein, gar nicht. Ich brauche keine Aufmerksamkeit von aussen.

 

Es gab auch Gerüchte. Anfangs haben wir darüber gelacht, als dann aber unser Auto vor unserem Haus demoliert wurde, hat der Spass aufgehört

 

Trotzdem bist auch Du ab und zu in den Medien aufgetaucht beziehungsweise es wurde über Euch gesprochen. Wie geht Ihr mit Gerüchten um?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gab damals in Wolfsburg dieses Gerücht, dass wir uns getrennt haben. Dieses entstand, weil die Beziehung des 2. Torhüters auseinander ging und so kam eines zum anderen. Es kamen allerdings immer weitere Gerüchte dazu. Wir haben Anfangs darüber gelacht, als dann aber unser Auto vor unserem Haus demoliert wurde, hat der Spass aufgehört. Nichtsdestotrotz: Es hatte auch etwas Gutes.

Was denn?
Ich gehe ganz anders mit solchen Situationen um. Ich gebe wirklich nichts mehr aufs Geschwätz anderer Leute und ich glaube nur noch, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.

 

Am Wochenende, an dem alle etwas mit der Familie unternehmen – und unsere Kinder das natürlich auch wollen – ist Diego nicht da, weil er arbeitet.

 

Wie ist es für die Kinder einen berühmten Vater zu haben?
Es gab Zeiten, da war es schwierig für Melija. Zum Beispiel wenn sie mit Diego unterwegs war und die Leute nach einem Foto gefragt haben. Wir konnten teilsweise nicht mal mehr ins Freibad gehen, ohne dass gleich viele Leute um uns rum waren. Das war für die Kinder nicht schön, für Diego nicht schön, für uns als Familie nicht schön. Wir haben immer alles gemeinsam gemacht, aber manchmal war es einfacher, öffentliche Veranstaltungen mit den Kindern alleine zu besuchen – was dann natürlich auch doof ist, wenn Papa nicht dabei ist. Zumal das ja schon am Wochenende so ist. Am Wochenende, an dem alle etwas mit der Familie unternehmen – und unsere Kinder das natürlich auch wollen – ist Diego nicht da, weil er arbeitet.

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Du freust Dich also auf die Zeit nach seiner Karriere?
Sehr.

Wohin wird Euch denn der Weg führen? Wo ist Euer Zuhause?
Momentan in Monaco. Wolfsburg ist sicherlich auch unser Zuhause – wir haben da auch immer noch unser Haus. Wo unser Zuhause in Zukunft sein wird, weiss ich nicht. Wir haben jetzt noch zwei Jahre Zeit, um zu schauen, wo es hingeht.

Zurück in die Schweiz?
Wir leben mittlerweile seit so vielen Jahren im Ausland. Ob es uns nach Diegos Karriere wirklich in die Schweiz zurückzieht, ist im Moment schwer zu sagen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
Ich weiss es wirklich nicht. Ich hoffe, es kommt viel Neues und Spannendes auf mich zu – auf uns zu.