Andrea Staudacher findet Insekten eklig. Trotzdem verdient sie damit ihr Geld. Mehr noch: Sie isst sie sogar. Warum dies auch für uns in Zukunft Normalität werden wird und wie sie ihren eigenen Fleischkonsum dank ihres Berufs massiv eingeschränkt hat, erzählt sie uns im grossen Tadah Interview.
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Andrea Staudacher ist selbstständige Ereignisdesignerin. Mit ihrem Unternehmen FutureFoodLab bietet sie Erlebnisse zum Essen der Zukunft an. Beispielsweise Insekten-Kochkurse, Dinners und Caterings, Ess-Interventionen oder Performances. Gemeinsam mit ihrer Tochter Luz (2) und ihrem Partner lebt sie in Bern.
FutureFoodLab
Tadah: Unsereins ekelt sich vor Insekten, Du schmeisst Sie in die Pfanne. Hast Du gar keine Berührungsängste?
Doch. Ich ekle mich eigentlich auch total vor ihnen. Wenn bei uns in der Wohnung eine Spinne ist, muss mein Freund sie raus befördern. Ich kann mit Insekten erst umgehen, wenn sie sich nicht mehr bewegen. Und auch da war es die ersten zehn Mal schwierig. Aber irgendwann hat man den Kopf überlistet. Und man merkt: es ist ok. Und vor allem: es ist fein.
Wie kommt denn jemand, der Angst vor Insekten hat, dazu, diese zu kochen?
Ich fand diese Tiere schon immer extrem faszinierend. Und ich habe sie gezeichnet. Denn Insekten sind symmetrisch, sie haben viele Farben, verschiedene Oberflächenstrukturen und Muster. Die Visualität der Tiere hat mich angezogen.
Okay, trotzdem ist es ein langer Weg bis hin zum eigenen Insektenkochbuch.
Ein Bericht der WHO inspirierte mich zum Thema meiner Abschlussarbeit für meinen Bachelor in visueller Kommunikation. Der Artikel besagte, dass man in Zukunft in der globalen Ernährung mehr auf Insekten setzen werde. Ich fand spannend, dass ein Thema, welches mich so faszinierte, in einem ganz anderen Zusammenhang aufkam. Und so reifte die Idee des ersten Insektenkochbuchs, welches die Zukunft des Essens mit einem schönen visuellen Produkt vereinen sollte.
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Wie ging es weiter?
Ich musste mich an den Herd stellen. Und vor allem musste ich diese Tiere essen lernen. Auf dem Markt gab es damals noch gar keine Lebensmittelinsekten zu kaufen. Ich bin also in die Zoohandlung und habe mich informiert, wie sie gezüchtet werden und wie ich sie töten, rüsten und putzen muss. So fand ich mich zuhause wieder mit einer riesigen Kiste voller Insekten. Ich habe 40 Leute eingeladen aus dem Bekanntenkreis und ich wusste, um 19 Uhr muss etwas auf dem Tisch stehen. Ein Freund von mir, der Koch ist, stand mir mit handwerklichen Tipps zur Seite. Es war für mich eine riesige Überwindung. Und es hat ein paar Tequilas gebraucht, bis ich mich getraute, in ein solches Ding reinzubeissen.
Und Deine Freunde?
Es war ein super Abend. Wir haben gekocht, gegessen, gefeiert und am selben Abend auch noch alle Rezepte konzipiert und Fotos für das Buch gemacht. Meine Freunde haben ihren Freuden davon erzählt. Und so kam ich von einem Auftrag zum nächsten. Zudem habe ich mich entschieden, das Kochbuch im Eigenverlag drucken zu lassen. Innert kürzester Zeit war die erste Auflage von 1000 Stück verkauft – und auch die zweite Auflage war schnell weg. Das hat mich natürlich sehr motiviert.
Was passiert, wenn essen wie tanken wird? Also wenn es wirklich nur noch um die Energiezufuhr geht und das ganze soziale Konstrukt drum herum wegfällt?
Du verdienst heute also damit Dein Geld?
Das Insektending ist meine Cashcow. Damit finanziere ich meinen Lebensunterhalt, ja. Parallel dazu treibe ich meine künstlerischen Arbeiten weiter und beschäftige mich mit Themen, die noch nicht so in aller Munde sind, die aber mit Sicherheit kommen werden.
Wie zum Beispiel?
In Vitro Meat – also Laborfleisch zum Beispiel. Dabei dreht es sich mehr um spekulative Designfragen wie: Was passiert, wenn essen wie tanken wird? Also wenn es wirklich nur noch um die Energiezufuhr geht und das ganze soziale Konstrukt drum herum wegfällt? Oder aber das Thema Algen. Denn die Alge ist die einzige Pflanze, die Vitamin B12 substituieren kann. Was mich ebenfalls fasziniert sind Quallen. Mit der Erwärmung der Weltmeere nehmen sie zu, die natürlichen Feinde werden weniger und die Quallenplagen, zum Beispiel in Japan, sind heute schon riesig. Diese Tiere kann man auch essen und sie haben sehr viel Proteine. All diese Fragen finde ich unglaublich spannend.
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Du hast aber keinen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund?
Nein, gar nicht. Ich könnte auch nie jemandem Tipps geben, wie er sich ernähren soll. Mir geht es ums Visuelle und um die Ästhetik. Also eigentlich um den Moment zwischen Ekel und Ästhetik.
Und ist die logische Konsequenz des Fleisch Essens denn nicht, dass ich selbst ein Tier töten muss?
Wie kamst Du dazu?
Während meines Masters, dem ich dem Thema Fleischkonsum der Zukunft widmete, kam auch die Auseinandersetzung mit mir selber. Ich esse sehr gerne Fleisch. Ich weiss, das ist nicht nur gut. Trotzdem will ich nicht darauf verzichten. Also wollte ich herausfinden, warum mir das so schwerfällt. Und ist die logische Konsequenz des Fleisch Essens denn nicht, dass ich selbst ein Tier töten muss?
Ist es?
Für mich ja. Ich habe also bei einem Metzger sechs Monate lang eine Anlehre gemacht, in der ich lernte, wie man Schweine schlachtet. Es war ein sehr kleiner Betrieb, die Schweine kamen aus der Region. Für die Schlachtung von 15 Schweinen braucht man hier zu viert vier Stunden. Das entspricht natürlich überhaupt nicht der Realität der industriellen Schlachtung. Hier sind es knapp 8 Minuten pro Schwein.
Wie war es für Dich?
Überhaupt nicht schlimm. Ich hatte grosse Angst. Und alle hatten mir auch gesagt: Das riecht dann sehr intensiv und die Schweine schreien fürchterlich. Ich konnte kaum schlafen. Als ich da hin kam war alles ganz anders. Es war ruhig, man ging ganz sanft mir den Tieren um, kein Stress. Mühe hatte ich erst später.
Wann?
Als ich für mein Kunstprojekt ein Schwein gekauft habe – also ein lebendiges – und ich wusste, das muss jetzt wegen mir sterben. Man muss dazu sagen, das Schwein wäre sowieso geschlachtet worden, weil es krank war. Aber ich gab dem Bauer 300 Franken und er gab mir ein lebendiges Tier. Diese Handlung war sehr heftig. Ich habe Papier gegen ein Leben ausgetauscht und über dieses bestimmte ich jetzt und spielte Gott. Diese Handlung war für mich viel schlimmer als das Töten an sich. Und es ist diese Handlung, die wir eigentlich jeden Tag tun, wenn wir Fleisch kaufen. Sie ist halt sehr abstrahiert, aber genau das ist es. Dieses Gefühl wollte ich mit meinem Kunstprojekt Schwein 1738 versuchen ins Museum zu transportieren. Es war in Hamburg, kommt jetzt nach Berlin und dann im Dezember nach Winterthur.
Wie muss man sich Schwein 1738 vorstellen?
Ich habe dieses Schwein also geschlachtet. Dabei sind Audioaufnahmen und Fotografien entstanden. Das Schwein habe ich dann in 66 Teile geschnitten und in der Kunstgiesserei St. Gallen in Natursilikon eingegossen. Diese sind nun in Plexiglaswürfeln und der Museumsbesucher muss versuchen, das Schwein wieder zusammenzusetzen. Je genauer er das schafft, desto vollständiger und intensiver wird das auditive Schlachterlebnis.
Wie essen Objekte aus Tiersubstanz, wie etwa Chicken Nuggets oder Wienerlis und ekeln uns davor nicht – vor einer blutigen Schweinerippe aber schon.
Das tönt grotesk.
Grotesk ist doch eher, dass wir Objekte aus Tiersubstanz, wie etwa Chicken Nuggets oder Wienerlis essen und uns davor nicht ekeln – vor einer blutigen Schweinerippe aber schon. Meine Überlegung war zudem: Wie kann ich das Schlachterlebnis, welches ich hatte, für den Museumsbesucher greifbar machen? Es prägt dich viel nachhaltiger, wenn du Erfahrungen machst, als wenn du einfach nur davon liest. Ich hatte hunderte PETA-Videos geschaut und trotzdem ass ich Fleisch. Das einzige was meinen Fleischkonsum verändert hat, war der Kauf dieses Tieres. Ich esse viel weniger und viel bewusster Fleisch. Die ganze Wertschätzung hat sich verändert.
Wie kam das denn bei den Besuchern an?
Schwein 1738 war in Hamburg eines der polarisierendsten Exponate, aber das liegt ja auch ein wenig in der Natur der Sache. Das Erlebnis an sich ist aber sehr individuell. Zudem ich möchte beim Besucher nichts erreichen. Wenn er sein Verhalten reflektiert und überdenkt, reicht mir das schon völlig. Er muss sich nicht ändern oder umstellen wegen mir. Ich möchte nicht die Moralkeule schwingen, das finde ich ganz schlimm. Es soll jeder so, wie er will.
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Du bist eine Person, die auffällt. Wie reagiert man auf Dich?
Es kommt sehr drauf an, wie ich angezogen bin. Als ich einen Vortrag am Swiss Economic Forum gab, hatte ich ein hochgeschlossenes Deux Pièces an – dann schaut mich keiner schief an. Aber klar, ich kann mir gut vorstellen, dass je nachdem die Leute sich denken: Was ist das denn für ein Freak? Es funktioniert aber unter anderem auch wegen dem so gut. Das ist etwas, was ich erst jetzt merke.
Wie meinst Du das?
Es hat mich lange gestört, dass die Projekte nur immer mit mir funktionierten, dass ich immer da sein musste. Ich habe versucht mich rauszunehmen. Aber das geht eben nicht. Es braucht einen Charakter, der das Thema glaubwürdig vermittelt – es braucht mich.
Warst Du schon immer extrovertiert?
Ich war ein Kind, das immer gerne im Mittelpunkt stand. Habe gerne getanzt, mich in Gruppen bewegt. Und so war es dann auch später. Nachdem ich meine erste Angst abgelegt hatte, vor vielen Leuten zu sprechen, geniesse ich das heute sehr. Auch das ehrliche und direkte Feedback. Und das auch wenn dieses durchaus auch mal negativ sein kann.
Wie sieht das denn aus?
Ich hatte zum Beispiel vor nicht allzu langer Zeit ein Referat vor einer Versammlung der Schweizerischen Tierwissenschaften. Ein grosser Prozentsatz der Teilnehmer war Landwirte. Und wenn ich dann als Designern mit meinem Zukunftszeug komme, dann weht mir ein eisiger Wind entgegen. Es wird in solchen Situationen schnell persönlich. Aber wenn du dich in deinem Thema auskennst, dann kannst du ja auch ein Streitgespräch führen.
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Sowohl Du als auch Dein Partner sind selbstständig. Ist dies einfacher als in einem Angestelltenverhältnis zu sein, wenn man ein Kind hat?
Für uns definitiv. Wir können es uns wirklich aufteilen. Wenn Luz krank ist, dann schaut jemand von uns. Was wir aber nicht haben, ist der klassische Familientisch – das gemeinsame Znacht. Hingegen haben wir die Morgen. Und das ist auch etwas, was ich sehr geniesse. Ich kann mich in Ruhe parat machen, kann auch mal eine halbe Stunde länger liegen bleiben, wir essen zusammen Zmorge. Ich bin sehr stolz, wie wir es hinkriegen. Denn ich kenne Familien, da würde ich unter gar keinen Umständen mit ihnen tauschen wollen. Wir sind trotz allem sehr flexibel geblieben.
Wo ist Luz wenn Du unterwegs bist?
Wir teilen uns auf. Luz geht an drei halben Tagen in die KiTa, mein Partner ist dann jeweils an den Nachmittagen mit ihr, ich bin im Atelier. An den anderen Tagen arbeitet er in seinem Barbershop. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir diese tolle Lösung gefunden haben. Denn der KiTa-Platz, das war ja ein Ding.
Erzähl!
Mir wurde relativ schnell klar, dass ich kein zweites Kind haben möchte. Denn ich habe gemerkt, dass ich viel Zeit für mich und meine Arbeit brauche und so einem zweiten Kind kaum gerecht werden kann. Luz wird also als Einzelkind aufwachsen. Trotzdem soll sie Kontakt haben mit anderen Kindern, lernen sich in eine Gruppe zu bewegen, auch mal von anderen Leuten ein nein zu hören. Alles Dinge, die für eine KiTa sprechen. Ich habe also alle KiTas in der Umgebung angeschrieben. Und ich bekam von vielen nicht mal eine Antwort oder aber eine negative. Alles ausgebucht. Per Zufall bin ich dann über eine Freundin auf unsere KiTa gestossen, die genau noch einen einzigen Platz frei hatte.
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Was hat sich verändert, seit Du Mami bist?
Es kommt mir manchmal immer noch komisch vor, dass jetzt so ein kleiner Mensch bei uns lebt. Und ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich die Verantwortung für dieses Leben übernehmen kann. Aber ich kann, und es läuft.
Ich bin ein chaotischer Mensch. Nun muss ich aber gewisse Dinge planen. Es geht nicht mehr alles spontan und schnell. Hier habe ich mich verändert. Denn bei einem Arzttermin, da musst du einfach pünktlich sein. Ich weiss nicht, wann man sich erwachsen fühlt, aber ich habe das Gefühl, dass ich es trotz allem noch nicht bin. Ich habe keine Ahnung, wann das eintreten wird – ob es überhaupt eintreten wird.
Hast Du Freunde verloren weil Du jetzt Mami bist?
Ja. Und von einigen Leuten bin ich auch echt enttäuscht. Ich hatte Anfangs wirklich Mühe damit und es war hart. Bei mir haben halt alle gesagt: Was?! Andrea wird Mutter? Es hat so nicht ins Bild gepasst, das man von mir hatte. Aber es ging halt alles auch sehr schnell.
Wir wollten nicht, dass es den Anschein macht, dass wir nur wegen der Aufenthaltsgenehmigung heiraten. Und wir glauben auch nicht an die Institution der Ehe.
Was heisst für Dich schnell?
Mein Partner kommt ursprünglich aus Venezuela, hat aber auch einen spanischen Pass. Er war lange in London und in Barcelona. Da haben wir uns auch kennen gelernt. Er kam in die Schweiz und vier Monate später war ich schwanger.
Ein Schock?
Nein. Wir haben uns sehr gefreut. Und wir haben beschlossen, dass wir das nun gemeinsam versuchen. Wenn's klappt, dann klappt's und wenn nicht, dann nicht. Er hat immer gesagt: Das Kind wird zu essen haben, es wird Windeln haben und es wird es vor allem gut haben. Das reicht.
Seid Ihr nicht verheiratet?
Nein. Wir haben lange überlegt, denn es hätte vieles vereinfacht. Aber wir haben vereinbart, dass wir dann ein ein schönes Fest und eine Zeremonie abhalten, wenn wir 20 Jahre oder länger zusammen sind. Wir wollten nicht, dass es den Anschein macht, dass wir nur wegen der Aufenthaltsgenehmigung heiraten. Und wir glauben auch nicht an die Institution der Ehe. So wie es ist, ist es gut für uns. Und dies in allen Belangen.
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Zurück zu den Insekten. Wie steht es eigentlich um Luz’ Insektenkonsum?
Im Moment gerade isst sie nichts davon. Als sie aber im Breialter war, gab es Mehlwurmbrei mit Bananen. Das fand sie total lecker.
Welche Arten von Insekten kann man denn eigentlich essen?
Es gibt in der Schweiz drei Arten, die man essen darf, also die im neuen Lebensmittelgesetz verankert sind. Grillen, Mehlwürmer und Heuschrecken. Vorher durfte man das als Privatperson natürlich auch essen, aber vertreiben durfte man sie nicht.
Die Wabe schmilzt und übrig bleiben die Larven. Diese kleinen weissen Larven bratet man im Butter an und sie werden ganz crunchy – köstlich.
Wieso waren sie denn verboten?
Du brauchst prinzipiell zu jedem Lebensmittel, das vertrieben wird, Studien, die aufzeigen, welche Auswirkungen das Lebensmittel auf den Menschen hat. Anfangs gab es keinen Markt, also wollte auch niemand diese Studien finanzieren. Ein Vorstosskomitee, in welchem ich auch mit dabei war, hat dann in Zusammenarbeit mit der ZHAW diese Studie in Holland und Belgien einkaufen können. Also wurden es diese drei Arten – obwohl es wirklich nicht die besten sind, also rein geschmacklich. Zudem machen sie vom ökologischen Fussabdruck her nicht sehr viel Sinn. Denn in der Schweiz gibt es ganz andere Insekten, die bereits hier sind und die man essen könnte.
Zum Beispiel?
Die Drohnenbrut. Diese wird von den Imkern zur Milbenbekämpfung aus den Waben der Bienen geschnitten. Pro Jahr sind das 100 Tonnen, die man wegwirft. Und die man super essen könnte. Denn die schmecken echt gut. Ich bekomme die Wabe jeweils zum Goodwill-Preis von 10 Franken pro Kilo. Die ganze Wabe schmeiss ich dann ins heisse Wasser. Die Wabe schmilzt und übrig bleiben die Larven. Diese kleinen weissen Larven bratet man im Butter an und sie werden ganz crunchy – schmecken nach Caramel und Nuss und sind als Croutons über den Salat zum Beispiel köstlich. Ein Schweizer Produkt, welches nicht extra hergestellt werden oder importiert werden muss – das illegal ist.
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Wieso ist man denn da so rückschrittlich, wenn man ja weiss, dass man irgendwann einen valablen Ersatz für Fleisch haben muss?
Die Schweiz ist das erste Land in Europa, das Insekten im Lebensmittelgesetz verankert. Das ist also sehr fortschrittlich. Man darf nicht unterschätzen: Die Leute sind, was das Essen anbelangt, sehr empfindlich. Und sie haben Angst. Aus Sicht des Konsumentenschutzes ist die grösste Angst, dass man das Protein der Insekten extrahiert, es den Lebensmitteln beifügt und das dann nicht kennzeichnen muss. Das heisst, die Leute würden Insekten essen, ohne zu wissen, dass sie Insekten essen.
Schlussendlich ist es aber nur eine Frage der Zeit. Hier wohl erst später als zum Beispiel im Sub-Sahara-Raum, wo man sie erstens jetzt schon isst und zweitens in naher Ferne eine riesen Proteinlücke entstehen wird.
Werden Insekten massentauglich?
In den grossen Supermarktketten kann man die Produkte ja bereits kaufen. Und jeder will sie mal probieren Aber so wie sie jetzt sind, überzeugen sie geschmacklich einfach nicht. Das heisst, die Leute kaufen das nicht noch einmal. Viele der Produkte werden zudem mit Kichererbsen hergestellt. Das hat an sich schon sehr viel Protein und dann tun sie noch Insektenprotein dazu – das macht nicht viel Sinn.
Also keine Heuschrecken im Fleischregal?
Das man ganze Insekten im Handel kaufen kann – also im grossen Stil –, das glaube ich nicht. Produkte aber, die mit Protein, welches aus Insekten extrahiert worden ist, angereichert sind, werden sich etablieren. Denn was klar ist: Wir alle werden in Zukunft sehr viel weniger Fleisch essen, ja, essen müssen. Denn der Verschleiss der globalen Ressourcen, die in der industriellen Fleischherstellung und Zucht anfallen, sind Gift für unseren Planeten.
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